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Stressmodell von Lazarus

Einblick in die Stressforschung: Das transaktionale Stressmodell von Lazarus

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Stress ist ein universelles Phänomen, das in unterschiedlichsten Formen auftritt und jeden Menschen in verschiedenen Lebenssituationen betreffen kann. Per Definition ist Stress eine Reaktion des Körpers auf Anforderungen oder Bedrohungen, die als belastend oder überfordernd empfunden werden. Diese Anforderungen, bekannt als Stressoren, können sowohl physischer als auch psychischer Natur sein und reichen von alltäglichen Herausforderungen bis hin zu außergewöhnlichen Ereignissen.

Die Bedeutung der Stressforschung liegt in ihrem Potenzial, das Verständnis von Stress und seinen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu vertiefen. Die Erforschung der Mechanismen und Prozesse, die zu Stress führen und wie dieser bewältigt werden kann, ist entscheidend, um effektive Interventionsstrategien zu entwickeln. Stress kann sowohl kurzfristige als auch langfristige gesundheitliche Folgen haben, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Angststörungen. Durch die Stressforschung können Maßnahmen entwickelt werden, um diese negativen Auswirkungen zu minimieren und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern.

Richard Lazarus und seine Arbeit

Richard Lazarus war ein einflussreicher amerikanischer Psychologe, der als einer der führenden Forscher im Bereich der Stress- und Emotionsforschung gilt. Geboren 1922, promovierte Lazarus 1947 an der University of Pittsburgh und lehrte später an der University of California, Berkeley. Seine Arbeit hat das Verständnis von Stress und dessen Bewältigung grundlegend verändert.

Lazarus ist vor allem für seine Entwicklung des transaktionalen Stressmodells bekannt, das er zusammen mit seiner Kollegin Susan Folkman formulierte. Dieses Modell revolutionierte die Sichtweise auf Stress, indem es betonte, dass Stress nicht nur durch äußere Ereignisse verursacht wird, sondern durch die individuelle Bewertung dieser Ereignisse. Lazarus argumentierte, dass es die subjektive Wahrnehmung und Bewertung eines Stressors ist, die bestimmt, ob eine Person Stress erlebt und wie sie darauf reagiert.

Überblick über das transaktionale Stressmodell

Das transaktionale Stressmodell von Lazarus bietet eine umfassende Perspektive auf die Dynamik von Stress und Bewältigung. Es basiert auf der Annahme, dass Stress das Ergebnis einer spezifischen Beziehung zwischen einer Person und ihrer Umwelt ist, die von der Person als bedeutsam und gleichzeitig als bedrohlich oder herausfordernd wahrgenommen wird. Diese Beziehung wird durch kognitive Bewertungsprozesse vermittelt, die bestimmen, wie ein Individuum eine bestimmte Situation interpretiert und welche Bewältigungsstrategien es anwendet.

Das Modell unterscheidet zwei Hauptphasen der kognitiven Bewertung: die primäre und die sekundäre Bewertung. In der primären Bewertung beurteilt das Individuum die Bedeutung des Ereignisses und entscheidet, ob es als irrelevant, positiv oder stressig wahrgenommen wird. Wenn das Ereignis als stressig eingestuft wird, wird es weiter als Bedrohung, Herausforderung oder Verlust/Schaden kategorisiert. In der sekundären Bewertung bewertet das Individuum seine verfügbaren Ressourcen und Fähigkeiten, um mit dem stressigen Ereignis umzugehen. Diese Bewertungen sind entscheidend dafür, welche Coping-Strategien angewendet werden.

Grundlagen des transaktionalen Stressmodells

Das transaktionale Stressmodell von Richard Lazarus definiert Stress als einen dynamischen Prozess, der durch die Interaktion zwischen Individuum und Umwelt entsteht. Es betont, dass Stress nicht allein durch äußere Stressoren verursacht wird, sondern vielmehr durch die Art und Weise, wie diese Stressoren von einer Person bewertet und verarbeitet werden.

Lazarus und Folkman formulierten das Modell erstmals in ihrem wegweisenden Werk „Stress, Appraisal, and Coping“ (1984). Sie beschrieben Stress als eine besondere Beziehung zwischen der Person und ihrer Umwelt, die von der Person als ihre Ressourcen übersteigend und als gefährdend für ihr Wohlbefinden eingeschätzt wird. Diese Einschätzung erfolgt durch kognitive Bewertungsprozesse, die in zwei Hauptphasen unterteilt sind: die primäre und die sekundäre Bewertung.

  • Primäre Bewertung (Primary Appraisal): Hierbei beurteilt die Person, ob ein Ereignis irrelevant, günstig/positiv oder stressig ist. Wird es als stressig eingestuft, wird es weiter in Kategorien wie Bedrohung, Herausforderung oder Verlust/Schaden eingeordnet.
  • Sekundäre Bewertung (Secondary Appraisal): In dieser Phase bewertet die Person ihre verfügbaren Ressourcen und Fähigkeiten, um mit dem stressigen Ereignis umzugehen. Diese Ressourcen können sowohl intern (z.B. Selbstvertrauen, Problemlösungsfähigkeiten) als auch extern (z.B. soziale Unterstützung) sein.

Die Interaktion dieser Bewertungsprozesse bestimmt, ob eine Situation als stressig erlebt wird und welche Bewältigungsstrategien (Coping-Strategien) eingesetzt werden, um den Stress zu handhaben.

Unterschied zwischen transaktionalem und anderen Stressmodellen

Das transaktionale Stressmodell unterscheidet sich grundlegend von anderen Stressmodellen durch seinen Fokus auf die subjektive Wahrnehmung und Bewertung. Hier sind einige der wichtigsten Unterschiede:

  • Reiz-Reaktions-Modelle: Diese Modelle, wie das klassische Modell von Hans Selye (1976), sehen Stress als eine physiologische Reaktion auf äußere Stressoren. Sie betonen die körperlichen Veränderungen, die auf einen Stressor folgen, wie die Aktivierung des sympathischen Nervensystems und die Freisetzung von Stresshormonen.
  • Stimulus-basierte Modelle: Diese Modelle, wie das „Life Events“-Modell von Holmes und Rahe (1967), fokussieren auf spezifische Stressoren und ihre potenziellen Auswirkungen auf das Individuum. Sie messen den Stress anhand von äußeren Ereignissen und deren Schweregrad.
  • Interaktionistische Modelle: Diese Modelle, wie das transaktionale Modell von Lazarus, betrachten Stress als Ergebnis einer dynamischen Interaktion zwischen Individuum und Umwelt. Sie betonen die Bedeutung der subjektiven Bewertung und die Rolle der individuellen Bewältigungsmechanismen.

Das transaktionale Modell von Lazarus bietet einen umfassenderen Ansatz, indem es die subjektive Erfahrung und die kognitiven Prozesse betont, die in der Bewertung und Bewältigung von Stress eine Rolle spielen.

Die Rolle der kognitiven Bewertung

Die kognitive Bewertung ist das zentrale Element des transaktionalen Stressmodells und umfasst die Prozesse, durch die Individuen die Bedeutung und die Anforderungen eines potenziell stressigen Ereignisses beurteilen.

Primäre Bewertung

In dieser Phase entscheidet das Individuum, ob das Ereignis irrelevant, positiv oder stressig ist. Stressige Ereignisse werden weiter als Bedrohung, Herausforderung oder Verlust/Schaden klassifiziert:

  • Bedrohung: Wahrnehmung eines potenziellen Schadens oder einer Gefahr.
  • Herausforderung: Wahrnehmung einer Möglichkeit für Wachstum oder Gewinn, die jedoch Anstrengung erfordert.
  • Verlust/Schaden: Wahrnehmung, dass bereits Schaden oder Verlust eingetreten ist.

Sekundäre Bewertung

In dieser Phase bewertet das Individuum seine Ressourcen und Möglichkeiten, um mit dem Ereignis umzugehen. Es berücksichtigt sowohl interne Ressourcen (z.B. persönliche Fähigkeiten, emotionale Stärke) als auch externe Ressourcen (z.B. Unterstützung durch Familie und Freunde).

Die sekundäre Bewertung bestimmt die Auswahl der Bewältigungsstrategien und beeinflusst die Effektivität des Copings. Die kognitive Bewertung ist dynamisch und kann sich ändern, wenn sich die Wahrnehmung des Ereignisses oder die verfügbaren Ressourcen ändern. Diese Flexibilität ermöglicht es dem Individuum, seine Bewältigungsstrategien kontinuierlich anzupassen und zu optimieren.

Stressbewältigungsstrategien (Coping-Strategien)

Coping-Strategien sind die Mittel und Methoden, die Individuen anwenden, um mit stressigen Situationen umzugehen. Diese Strategien werden durch die kognitiven Bewertungsprozesse, wie sie im transaktionalen Stressmodell von Lazarus beschrieben werden, beeinflusst. Grundsätzlich unterscheiden sich die Bewältigungsstrategien in zwei Hauptkategorien: problemorientiertes Coping und emotionsorientiertes Coping.

Problemorientiertes Coping zielt darauf ab, die stressige Situation direkt zu verändern oder zu bewältigen. Diese Art des Copings ist besonders effektiv, wenn die Person glaubt, die Situation durch eigene Handlungen beeinflussen zu können.

Direkte Maßnahmen zur Problemlösung

  • Informationssuche: Das Sammeln relevanter Informationen, um die stressige Situation besser zu verstehen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
  • Planung und Prioritätensetzung: Das Erstellen eines Plans, um die Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte zu unterteilen und Prioritäten zu setzen.
  • Zeitmanagement: Effektive Verwaltung der Zeit, um Aufgaben rechtzeitig zu erledigen und Überlastung zu vermeiden.
  • Problemlösungsstrategien: Systematische Herangehensweisen zur Identifizierung von Problemen, Analyse von Ursachen, Entwickeln von Lösungen und Implementierung dieser Lösungen.

Beispielstrategien und ihre Anwendung

  • Aktive Auseinandersetzung: Direkte Aktionen, wie das Ansprechen von Konflikten oder das Ergreifen konkreter Maßnahmen zur Problemlösung. Beispiel: Ein Mitarbeiter, der Probleme bei der Arbeit hat, spricht mit seinem Vorgesetzten, um Lösungen zu finden.
  • Seitenwechsel: Das Betrachten der Situation aus einer anderen Perspektive, um neue Lösungsansätze zu finden. Beispiel: Jemand, der unter finanziellem Stress leidet, erstellt einen detaillierten Haushaltsplan und sucht nach Möglichkeiten, Ausgaben zu reduzieren.
  • Ressourcenmobilisierung: Nutzung externer Ressourcen, wie professionelle Beratung oder Unterstützung durch Freunde und Familie. Beispiel: Eine Person mit gesundheitlichen Problemen sucht Rat bei einem Facharzt und nimmt an einer Selbsthilfegruppe teil.

Emotionsorientiertes Coping

Emotionsorientiertes Coping zielt darauf ab, die emotionalen Reaktionen auf die stressige Situation zu regulieren, anstatt die Situation selbst zu verändern. Diese Strategie ist besonders nützlich, wenn die Person wenig Kontrolle über die stressige Situation hat. Maßnahmen zur emotionalen Regulation sind:

  • Emotionale Ausdrucksformen: Ausdrücken von Emotionen durch Gespräche, Schreiben oder kreative Tätigkeiten, um Erleichterung zu finden.
  • Kognitive Umstrukturierung: Änderung der gedanklichen Einstellungen und Überzeugungen, um eine positivere Sichtweise zu entwickeln.
  • Entspannungstechniken: Methoden zur Reduzierung von körperlicher Anspannung und Stress, wie Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung.
  • Ablenkung: Sich selbst ablenken, um nicht ständig an die stressige Situation zu denken, durch Aktivitäten wie Sport, Hobbys oder soziale Interaktionen.

Beispielstrategien und ihre Anwendung

  • Emotionaler Ausdruck: Reden über Gefühle mit vertrauenswürdigen Personen, um emotionale Erleichterung zu finden. Beispiel: Eine Person, die unter Trennungsschmerz leidet, spricht mit einem Freund darüber.
  • Positives Denken: Fokussierung auf positive Aspekte und das Entwickeln einer optimistischen Einstellung. Beispiel: Jemand, der eine schwierige Prüfung nicht bestanden hat, konzentriert sich auf die Lektionen, die er daraus gelernt hat, und die Verbesserungen für das nächste Mal.
  • Entspannungsverfahren: Anwendung von Techniken wie tiefe Atemübungen oder Achtsamkeit, um Stress zu reduzieren. Beispiel: Ein gestresster Angestellter nimmt sich täglich 10 Minuten Zeit für Meditation.
  • Humor: Verwendung von Humor, um die Situation in einem weniger bedrohlichen Licht zu sehen. Beispiel: Eine Person, die im Stau steckt, hört lustige Podcasts, um sich abzulenken und zu entspannen.

Die Wahl zwischen problemorientiertem und emotionsorientiertem Coping hängt von der spezifischen Situation und den verfügbaren Ressourcen ab. Problemorientiertes Coping ist besonders effektiv, wenn die stressige Situation durch direkte Handlungen beeinflusst werden kann, während emotionsorientiertes Coping hilft, die emotionalen Reaktionen zu regulieren und das Wohlbefinden zu verbessern, wenn die Kontrolle über die Situation begrenzt ist. Beide Strategien können in Kombination angewendet werden, um die bestmögliche Bewältigung von Stress zu erreichen.

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Faktoren, die die Stressbewältigung beeinflussen

Die Effektivität von Stressbewältigungsstrategien wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, die entweder persönlich oder situativ sein können. Diese Faktoren bestimmen, wie gut eine Person mit Stress umgehen kann und welche Strategien sie dabei bevorzugt.

Persönliche Faktoren

Persönliche Faktoren beziehen sich auf individuelle Eigenschaften und Merkmale, die die Art und Weise beeinflussen, wie eine Person Stress wahrnimmt und bewältigt. Zu den wichtigsten persönlichen Faktoren gehören Selbstwirksamkeit, Optimismus und Resilienz.

Selbstwirksamkeit

Selbstwirksamkeit beschreibt das Vertrauen einer Person in ihre Fähigkeit, bestimmte Aufgaben erfolgreich zu bewältigen und Herausforderungen zu meistern. Personen mit hoher Selbstwirksamkeit glauben daran, dass sie ihre Situation durch eigene Anstrengungen verbessern können. Diese Überzeugung fördert proaktive Bewältigungsstrategien und eine effektive Problemlösung.

  • Beispiel: Ein Student mit hoher Selbstwirksamkeit glaubt daran, dass er durch gezieltes Lernen und Zeitmanagement seine Prüfungen bestehen kann, und wendet entsprechende Strategien an.

Optimismus

Optimismus ist die Neigung, positive Erwartungen über die Zukunft zu haben und die positiven Seiten einer Situation zu sehen. Optimistische Personen neigen dazu, Stressoren als temporär und überwindbar zu betrachten und suchen aktiv nach Lösungen und Möglichkeiten.

  • Beispiel: Ein optimistischer Mitarbeiter sieht in einer beruflichen Herausforderung eine Chance für persönliches Wachstum und beruflichen Fortschritt, anstatt sich von der Aufgabe überwältigt zu fühlen.

Resilienz

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen und trotz widriger Umstände psychisch stabil zu bleiben. Resiliente Personen zeigen eine höhere Toleranz gegenüber Stress und eine bessere Anpassungsfähigkeit in schwierigen Situationen.

  • Beispiel: Eine resiliente Person, die einen schweren Verlust erlitten hat, sucht nach Möglichkeiten, ihre Emotionen gesund zu verarbeiten und ihr Leben neu zu organisieren, anstatt in dauerhafte Trauer zu verfallen.

Situative Faktoren

Situative Faktoren umfassen äußere Bedingungen und Umgebungsvariablen, die die Stressbewältigung beeinflussen. Dazu gehören soziale Unterstützung und Umweltbedingungen.

Soziale Unterstützung

Soziale Unterstützung bezieht sich auf die Hilfe und den Beistand, den eine Person von ihrem sozialen Netzwerk erhält. Diese Unterstützung kann emotional, informativ oder praktisch sein und hilft dabei, Stress zu reduzieren und Bewältigungsstrategien zu stärken.

  • Emotionaler Beistand: Zuwendung, Mitgefühl und Ermutigung durch Freunde und Familie.
  • Informationelle Unterstützung: Ratschläge, Informationen und Feedback, die helfen, die Situation besser zu verstehen und zu bewältigen.
  • Praktische Unterstützung: Konkrete Hilfeleistungen, wie Kinderbetreuung oder finanzielle Unterstützung.
  • Beispiel: Eine Person, die durch eine schwierige Zeit geht, erhält emotionale Unterstützung von Freunden und Familie, was ihr hilft, ihre Emotionen zu regulieren und Hoffnung zu bewahren.

Umweltbedingungen

Umweltbedingungen umfassen physische, soziale und organisatorische Faktoren, die das Stresserleben und die Bewältigungsmöglichkeiten beeinflussen. Eine unterstützende und sichere Umgebung kann die Stressbewältigung erheblich erleichtern.

  • Arbeitsumgebung: Ein positives Arbeitsklima, gerechte Arbeitsbedingungen und Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte können den Stress am Arbeitsplatz reduzieren.
  • Wohnumgebung: Eine sichere und komfortable Wohnsituation trägt zur Reduktion von Alltagsstress bei.
  • Gesellschaftliche Faktoren: Soziale Normen, kulturelle Werte und wirtschaftliche Bedingungen können die Art und Weise beeinflussen, wie Stress wahrgenommen und bewältigt wird.
  • Beispiel: Ein Mitarbeiter in einem unterstützenden Arbeitsumfeld, der Zugang zu Gesundheitsangeboten und flexiblen Arbeitszeiten hat, wird weniger Stress erleben und effektiver damit umgehen können.

Die Stressbewältigung wird sowohl von persönlichen als auch von situativen Faktoren beeinflusst. Persönliche Faktoren wie Selbstwirksamkeit, Optimismus und Resilienz bestimmen, wie eine Person Stress erlebt und welche Strategien sie anwendet. Situative Faktoren wie soziale Unterstützung und Umweltbedingungen bieten die äußeren Rahmenbedingungen, die die Bewältigungsfähigkeiten einer Person stärken oder schwächen können. Das Verständnis dieser Faktoren ist entscheidend, um gezielte Maßnahmen zur Stressreduktion und zur Förderung der psychischen Gesundheit zu entwickeln.

Wichtige Erkenntnisse und Implikationen des transaktionalen Stressmodells

Das transaktionale Stressmodell von Richard Lazarus und Susan Folkman hat das Verständnis von Stress und dessen Bewältigung grundlegend verändert. Zu den wichtigsten Erkenntnissen des Modells gehören:

  • Dynamische Interaktion zwischen Individuum und Umwelt: Stress wird als ein dynamischer Prozess verstanden, der durch die Interaktion zwischen dem Individuum und seiner Umwelt entsteht. Dies bedeutet, dass Stress nicht nur von äußeren Ereignissen abhängt, sondern auch von der subjektiven Bewertung dieser Ereignisse durch das Individuum.
  • Bedeutung der kognitiven Bewertung: Die kognitive Bewertung ist ein zentraler Bestandteil des Modells. Sie bestimmt, ob und wie stark ein Ereignis als stressig empfunden wird, und beeinflusst die Auswahl der Bewältigungsstrategien. Die Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Bewertung zeigt, wie wichtig es ist, sowohl die Bedeutung eines Stressors als auch die eigenen Ressourcen zur Bewältigung zu verstehen.
  • Coping-Strategien: Das Modell betont die Vielfalt der Bewältigungsstrategien und unterscheidet zwischen problemorientiertem und emotionsorientiertem Coping. Diese Strategien sind flexibel und können je nach Situation und individuellen Ressourcen angepasst werden.
    • Einfluss persönlicher und situativer Faktoren: Persönliche Faktoren wie Selbstwirksamkeit, Optimismus und Resilienz sowie situative Faktoren wie soziale Unterstützung und Umweltbedingungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Stressbewältigung.

Die Implikationen des transaktionalen Stressmodells sind weitreichend. Es bietet eine theoretische Grundlage für die Entwicklung von Interventionsprogrammen und Therapien, die auf die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen der Betroffenen abgestimmt sind. Zudem fördert es ein tieferes Verständnis dafür, wie Stress im Alltag bewältigt werden kann.

Zukünftige Forschungsperspektiven

Obwohl das transaktionale Stressmodell bereits umfassend erforscht wurde, gibt es weiterhin zahlreiche Perspektiven für zukünftige Forschung:

  • Interkulturelle Untersuchungen: Die Erforschung, wie kulturelle Unterschiede die kognitive Bewertung und Bewältigungsstrategien beeinflussen, könnte zu einem tieferen Verständnis von Stress in verschiedenen kulturellen Kontexten führen.
  • Langzeitstudien: Längsschnittstudien könnten aufzeigen, wie sich kognitive Bewertungen und Bewältigungsstrategien im Laufe der Zeit verändern und welche langfristigen Auswirkungen sie auf die psychische und physische Gesundheit haben.
  • Technologische Einflüsse: Die Rolle moderner Technologien und sozialer Medien in der Stressbewältigung und deren Auswirkungen auf kognitive Bewertungen und Coping-Strategien bieten ein interessantes Forschungsfeld.
  • Neurobiologische Grundlagen: Weitere Forschung zu den neurobiologischen Grundlagen der kognitiven Bewertung und Stressbewältigung könnte helfen, die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen und neue therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Praktische Empfehlungen zur Stressbewältigung im Alltag

Auf Basis der Erkenntnisse des transaktionalen Stressmodells lassen sich mehrere praktische Empfehlungen zur Stressbewältigung im Alltag ableiten:

  • Bewusstsein für kognitive Bewertungen: Entwickeln Sie ein Bewusstsein dafür, wie Sie stressige Situationen bewerten. Versuchen Sie, stressige Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und eine realistische Einschätzung der Situation vorzunehmen.
  • Stärkung der Selbstwirksamkeit: Arbeiten Sie an Ihrem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Setzen Sie sich erreichbare Ziele und feiern Sie kleine Erfolge, um Ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.
  • Optimismus kultivieren: Üben Sie sich darin, die positiven Aspekte einer Situation zu erkennen und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Positive Selbstgespräche und Dankbarkeit können dabei hilfreich sein.
  • Resilienz fördern: Stärken Sie Ihre psychische Widerstandskraft, indem Sie gesunde Bewältigungsstrategien entwickeln und pflegen. Regelmäßige Selbstfürsorge, wie ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung, trägt zur Resilienz bei.
  • Soziale Unterstützung suchen: Nutzen Sie Ihr soziales Netzwerk, um emotionale und praktische Unterstützung zu erhalten. Sprechen Sie mit Freunden, Familie oder professionellen Beratern über Ihre Stressoren.
    • Entspannungstechniken anwenden: Integrieren Sie Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Yoga in Ihren Alltag, um Stress abzubauen und Ihre emotionale Regulation zu verbessern.
  • Problemorientiertes Coping praktizieren: Entwickeln Sie konkrete Strategien zur Lösung von Problemen. Strukturieren Sie Aufgaben, planen Sie im Voraus und setzen Sie Prioritäten, um Stress zu reduzieren.
  • Flexibilität in der Bewältigung: Seien Sie flexibel in der Wahl Ihrer Bewältigungsstrategien und passen Sie diese je nach Situation und Bedürfnissen an. Manchmal kann eine Kombination aus problemorientiertem und emotionsorientiertem Coping am effektivsten sein.
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Fazit

Das transaktionale Stressmodell bietet eine umfassende und nuancierte Sichtweise auf die Entstehung und Bewältigung von Stress. Durch das Verständnis der kognitiven Bewertungen und die Einbeziehung persönlicher und situativer Faktoren können effektive Bewältigungsstrategien entwickelt und angewendet werden. Zukünftige Forschungen und praktische Anwendungen dieses Modells haben das Potenzial, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Individuen weiter zu verbessern.

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