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Finanzielle Absicherung im Internet: Was bringt der KYC Check?

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Geldgeschäfte lassen sich im Internet leicht und ohne Komplikationen abwickeln. Solange man nur ein gebrauchtes Taschenbuch bei Ebay ersteht, ist keine Geldwäscheprävention notwendig. Bei größeren Kaufsummen, beispielsweise durch Immobilien- oder Edelmetall-Ankäufe, sollte man wissen, ob man dem Käufer vertrauen kann.

Ein altbekanntes Tool ist die Schufa-Auskunft. Hier wird geprüft, ob der Kunde zahlungsfähig ist oder als säumiger Zahler aufgefallen ist. In diesem Fall hat er eine negative Schufa-Auskunft. Ein weiteres Tool ist der sogenannte KYC Check. Dabei handelt es sich um eine Identitätsfeststellung, die vorrangig der Geldwäscheprävention dient. Der „Know your Customer“-Check betrifft vor allem Bankgeschäfte.

Was ist ein KYC-Check?

Der KYC Check ist die gebräuchliche Kurzfassung für eine „Know Your Customer“ genannte Überprüfung der Identität eines Käufers oder Bankkunden. Dieser Check dient der Geldwäscheprävention, zum Beispiel bei einem Finanzinstitut.

Der KYC-Check soll aber auch eine Terrorismusfinanzierung oder andere wirtschaftskriminelle Zahlungsvorgänge entlarven. In diversen Branchen, allen voran im Finanzsektor, ist diese Prüfung mittlerweile vorgeschrieben. Der KYC Check dient der Identifikation von unseriösen oder kriminellen Geschäftspartnern und Bankkunden. Interessant ist: Sowohl Neukunden als auch Bestandskunden werden dem KYC Check regelmäßig unterzogen.

Das Gegenüber eines Geschäftspartners soll die Möglichkeit haben, die Risiken von sich anbahnenden oder bereits bestehenden Geschäftsbeziehung unter die Lupe zu nehmen. Bestimmte Branchen sind gefährdeter, es mit Geldwäsche, verschleierter Terrorismusfinanzierung oder dem Transfer größerer Summen aus kriminellen Machenschaften zu tun zu bekommen.

Schluss mit Scheinfirmen

Der „Kenne Deinen Kunden“-Check bietet sich als Möglichkeit an, Scheinfirmen aufzudecken. Er hilft, Geldströme aus fragwürdigen Quellen erkennen. Neue EU-Richtlinien und eine Novelle des Geldwäschegesetzes verpflichten gefährdete Branchen, bei der Prävention von Geldwäsche mitzuarbeiten. Vor allem Banken, Sparkassen, Kreditinstitute und Institutionen der Finanzwirtschaft sind hierzu verpflichtet. Sie müssen sowohl alle Geschäftspartner regelmäßig einer Legitimationsprüfung unterziehen.

Dieser Vorgang ist Teil des „Compliance Managements“ – der Prüfung auf Regelkonformität – bzw. der „Due Diligence“-Prüfung. Es geht bei „Due Diligence“ um Bankgeschäfte, die aufgrund eines Immobilien- oder Unternehmenskaufs oder des Erwerbs von Unternehmensbeteiligungen getätigt werden. Die Seriosität eines Geschäftspartners alleine aufgrund seines guten Namens anzunehmen, genügt heutzutage nicht mehr.

Der Grund: Kriminelle stehlen Identitäten und Kontodaten anderer. Sie erstellen Fake-Webshops, über die sie Geldwäsche betreiben. Sie verschleiern ihre eigene Identität auf immer geschicktere Weise. Das Prinzip „Kenne Deinen Kunden“ ist der aktuelle Standard, um kriminellen Geldflüssen und Geldwäscheversuchen einen Riegel vorzuschieben.

Als Mindestanforderung müssen die zu dieser Prüfung verpflichteten Unternehmen den Vertragspartner einem Identitätscheck unterziehen, seine Besitzverhältnisse überprüfen sowie die wirtschaftlichen Hintergründe für Zahlungsströme abklären.

Wirtschaftskriminalität vorbeugen

Cyber-Crime und Wirtschaftsdelikte über das Internet haben ein unfassbares Ausmaß angenommen. Große Geldströme dienten in der Vergangenheit dazu, Terroristen zu finanzieren und einflussreiche Personen zu bestechen. Hohe Geld-Transfers finanzierten Drogengeschäfte, dienten Mafia-Clans für Bestechungsgelder oder brachten Bankkunden durch windige Anlagegeschäfte um viel Geld. Die so erlangten Gelder werden über mehrere Banken im In- und Ausland hin und her geschoben.

Das Internet begünstigt illegale Geld-Transfers. Das mit kriminellen Machenschaften erlangte Geld kann in Kryptowährungen getauscht, in Aktien, Diamanten und Devisen angelegt oder bei ausländischen Banken auf Geheimkonten eingezahlt werden. Größere Bargeldabflüsse sind meist nur über entsprechend hohe Abhebungen nachzuvollziehen. Auf diese Weise „gewaschene“ Geldflüsse können kaum noch nachverfolgt werden. Die materiellen Schäden durch Wirtschaftskriminelle sind immens.

Sichere Geldtransfers

Um Bankgeschäfte und Geldtransfers sicherer zu machen, wurde das „Know Your Customer“-Verfahren eingeführt. Es ermöglicht, Subventionsbetrug, Untreue und Betrug im großen Stil, wettbewerbswidrige Preisabsprachen, Insolvenzstraftaten, Straftaten im Kapitalanlage- und Finanzierungsbereich sowie andere Wirtschaftsdelikte aufzudecken. Spätestens der Wirecard-Skandal, dessen Ausmaß noch nicht abzusehen ist, hat die Notwendigkeit von solchen Überprüfungen verdeutlicht.

Präventionsmöglichkeiten sind vorhanden. Sie werden jedoch von deutschen Unternehmen oft nicht genutzt. Etwa die Hälfte aller deutschen Unternehmen waren innerhalb der letzten 48 Monate von irgendeiner Form der Wirtschaftskriminalität betroffen. Das ergab der „Global Economic Crime and Fraud Survey 2020“. Durchgeführt wird dieser von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft „PwC“.

Schäden durch Wirtschaftskriminalität

Die Gesellschaft erhebt seit zwanzig Jahren – jeweils im Abstand von zwei Jahren – weltweit repräsentative Daten von 5.000 Führungskräften, die aus 99 Staaten kommen. Der Survey von 2020 ergab, dass zwischen 2018 und 2020 11.500 Fälle von Wirtschaftskriminalität unter den Befragten angezeigt wurden. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein. Die Gesamtschadenssumme wurde auf 42 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Die Top-Wirtschaftsdelikte sind global Vermögensdelikte, Finanzbetrügereien durch Kunden und Cyberkriminalität. Bilanzfälschungen folgen global auf Platz vier. In Deutschland ist dieses Delikt aber weniger oft festzustellen. Ersichtlich wird jedoch, dass die Datenabfrage zur Identitätsprüfung für jedes Unternehmen Sinn macht.

Für wen ist ein KYC-Check relevant?

Verschiedene Unternehmen der Finanzbranche sowie einige Berufszweige aus anderen Branchen sind zu diesem Check verpflichtet. Dazu gehören sämtliche Zweige des Geschäftslebens, die es mit größeren Geldflüssen zu tun haben. Die gesetzlich vorgeschriebene Identitätsprüfung gemäß dem KYC-Prinzip betrifft

  • Banken und Sparkassen
  • Kreditinstitute
  • Finanzdienstleister
  • Unternehmen der Finanzwirtschaft
  • Versicherungen
  • Wirtschaftsprüfer
  • Steuerberater
  • Immobilienmakler
  • Auktionshäuser wie Sothebys
  • sowie Güterhändler (Händler für Kryptowährungen, Edelmetalle oder Diamanten),

aber auch Rechtsanwälte und Notare. Relevant kann die Identitätsprüfung nach dem KYC-Prinzip aber alle Unternehmen und Institutionen sein, die es mit größeren Geldflüssen zu tun haben.

Das „Know your Customer“-Verfahren beinhaltet eine Datenabfrage, eine Identitätsprüfung und eine Überprüfung, ob der Kunde tatsächlich der ist, für den er sich ausgibt. Was jedes Finanzinstitut laut gesetzlicher Vorschrift einhalten muss, kann von jedem Unternehmer auf freiwilliger Basis eingeführt werden. Der KYC Check dient seiner eigenen Sicherheit. Im Übrigen kaufen auch Privatpersonen Immobilien, Cyberwährung und Autos. Wo immer größere Überweisungen und Online-Geldtransfers im Spiel sind, sollte Vorsicht walten.

Kundenkonto Finanzsektor

Wer ein Kundenkonto bei einem Finanzdienstleister, einer Bank oder einem Kreditinstitut hat, unterliegt automatisch dem KYC-Check. Dieser wird unbemerkt durch eine KYC-Software vorgenommen. Mit zunehmend online vorgenommenen Käufen und Überweisungen wuchs auch das Risiko für Geldwäsche, Identitätsdiebstahl und Betrug im großen Stil. Es ist unter Kriminellen üblich, teure Gemälde, Immobilien, Edelmetalle oder Diamanten zu erwerben, um schmutziges Geld zu waschen. Unternehmen, die während der Corona-Pandemie in KYC-Software investiert haben, schützten sich damit von Wirtschaftskriminellen.

Es geht beim KYC Check darum, geschäftliche Beziehungen zu Betrügern, Insolvenzbetrügern, Cyberkriminellen oder Geldwäschern zu vermeiden. Zudem sollen Terrorismusfinanzierung, Bilanzbetrügereien oder Koruption früher auffliegen. Der KYC-Check kann online, über ein Post-Ident-Verfahren oder durch Vorzeigen des Führerscheins oder Personalausweises im Ladengeschäft erfolgen. Wer ein Kundenkonto im Finanzsektor eröffnet, wird einer sorgfältigen Identitätsprüfung unterzogen. Seine geschäftlichen Aktivitäten werden genau unter die Lupe genommen. Sie müssen rechtmäßig und gesetzeskonform sein. Außerdem erfolgt eine Analyse der Geldflüsse und Geldwäsche-Risiken.

Immobilienkauf

Heutzutage werden Immobilien von Betrügern oft mehrfach angeboten. Oftmals sind sie nicht einmal in ihrem Besitz. Interessenten werden um eine Anzahlung gebeten. Ist diese erfolgt, erreicht man den Betrüger nicht mehr. So leicht ist ein argloser Kaufinteressent um große Geldsummen zu bringen.

Bei juristischen Personen werden durch die Datenabfrage Daten wie

  • der Unternehmenssitz
  • der Unternehmenszweck
  • die Mitarbeiterzahl
  • das Stammkapital und der Umsatz
  • das Gründungsdatum
  • die Anteilseigner
  • evtl. bestehende Sanktionen
  • das zuständige Amtsgericht
  • und die Umsatzsteuernummer

ermittelt. Bei privaten Immobilienkäufern umfasst die Datenabfrage den Namen des Kunden, den Wohnort, seine wirtschaftliche Situation und dergleichen. Alle Daten aus der Datenabfrage müssen mit Dokumenten und dokumentierten Datenbankabfragen verifiziert werden. Ist die Privatperson eine einflussreiche Person, könnte die Risikobewertung für Bestechungsgelder, Geldwäsche-Aktivitäten oder Terrorismusfinanzierung anders ausfallen als bei Otto Normalverbraucher.

Schwierig wird es aber, wenn ein Immobilienkäufer den Kauf über einen Strohmann abwickelt. Ist dieser unbescholten – beispielsweise ein Londoner Rechtsanwalt – kann man das KYC-Prinzip nur schwer anwenden. Der Käufer bleibt in solchen Fällen oft anonym.

Fazit

Der KYC-Prozess schützt nicht nur ein Unternehmen oder Finanzinstitut, sondern letztlich auch deren Kunden. Zuweilen wird für diesen Prozess das Kürzel „AML-Prozess“ verwendet. AML bezieht sich auf den englischen Begriff „Anti Money Laundering“. Dieser bezeichnet im Prinzip dasselbe Verfahren der Identitätsfeststellung.

Das „Know Your Customer“-Verfahren beinhaltet Überprüfungen im Rahmen der „Due-Diligence“ oder „Compliance“. Bindend sind diese Verfahren nur für die oben genannten Unternehmensbereiche. Dennoch sollten auch Unternehmen aus anderen Bereichen oder Privatpersonen, die größere Geldsummen transferieren müssen, daran interessiert sein, diesen Standard-Check durchzuführen. Die Möglichkeiten, mit kriminellen Machenschaften an viel Geld zu kommen, sind heutzutage größer denn je.

Neben dem Internet beinhaltet auch das „Dark Net“ als rechtsfreier Raum Risiken, die man nicht unterschätzen sollte. Viele Kriminelle stehen auf Fahnungs- oder Sanktionslisten. Solche Geschäfte zu machen, ist riskant. Umso besser, dass es verfahren wie KYC gibt.